Über die Würde des Menschen - Das Recht auf Asyl steht im Grundgesetz
Aschersleben – „Das Recht auf Menschenwürde muss beständig erkämpft und verteidigt werden.“ Mit dieser Aussage beendete Michael Spielmann seinen Vortrag über die Geschichte der Menschenrechte.
Anlass für seinen Auftritt war eine Einladung des Kirchspiels Aschersleben und des BBRZ e.V. Die Veranstaltung fand im Rahmen der traditionellen Reihe „Begegnungen zwischen Ascherslebener Bürgern und Migranten“ statt, die beide Kooperationspartner schon seit 2015 regelmäßig gestalten. Grund für den Termin in der Vorweihnachtszeit war der „Lebendige Adventskalender“, der die Adventszeit mit Impulsen zur Besinnung und Ruhe bereichern möchte.
Pfarrer Holger Holtz führte mit einer kleinen Andacht in das Thema „Asyl und Menschenwürde“ ein. Er legte dar, dass Weihnachten auch eine Zeit des Erinnerns sei und mahnte, sich immer wieder an das Recht jedes einzelnen Menschen auf seine Menschenwürde zu besinnen. „Nur so können wir eine Zukunft gestalten, in der die Menschenwürde und das Recht auf Leben gewahrt bleiben.“
Pfarrer Holger Holtz: „Jesus von Nazareth gab uns den Auftrag der Nächstenliebe“
Der evangelische Theologe schloss seine Rede mit eindringlichen Worten. „Schließlich ist Weihnachten nicht nur eine Zeit der sanften Töne. Wenn wir als Christen Weihnachten feiern, sehen wir gerade auch auf die dunklen Seiten der Welt. Advent und Weihnachten bedeutet nicht, dass wir die Augen vor der Welt verschließen dürfen. Jesus von Nazareth gab uns den Auftrag der Nächstenliebe.“
Dann wurde es juristisch. Rechtsanwalt Michael Spielmann hatte einen Vortrag zur Geschichte der Menschenrechte vorbereitet, den er im 17. Jahrhundert beginnen ließ. Immanuel Kant, der Aufklärer, stand im Mittelpunkt seiner Ausführungen. „Die Befreiung des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ war das Motto der Aufklärung, so Spielmann. Daraus erst ergebe sich der Anspruch und die Notwendigkeit, die Menschenwürde als ein Gut zu schützen, das unter keinen Umständen angegriffen werden dürfe.
Obwohl die Rechtskunde als eher theoretisches Themengebiet bekannt ist, schaffte Spielmann es, die fast 30 Gäste zu fesseln. Er führte sie in klar verständlichen Worten und mit vielen Erklärungen durch die Geschichte Europas von Kant bis zur Entstehung des Grundgesetzes in der Mitte des letzten Jahrhunderts. Auf die gegenwärtige politische Diskussion und das Recht auf Asyl ging er ebenso ein wie auf die Bedeutung der Grundrechte für jeden einzelnen Bürger.
Rechtsanwalt Michael Spielmann: Das Recht auf Asyl, ist ein Grundrecht
Und auch Spielmann gab den Gästen etwas mit auf den Weg: „Wir sollten nicht vergessen, dass auch wir in Deutschland nicht seit Anbeginn das Recht auf Menschenwürde kennen. Wir dürfen dankbar sein, dass wir so weit gekommen sind.“ Die Grundrechte seien „ewige Werte, die auch durch Verfassungsänderung nicht aufgehoben werden können“, zitierte der Jurist Artikel 79 Absatz 3 des Grundgesetzes.
Das Recht auf Asyl, wurde den Zuschauern dargelegt, ist ein solches Grundrecht. Es wurde in das Grundgesetz aufgenommen, weil viele deutsche Bürger unter der NS-Diktatur nur durch Asyl in anderen Staaten überleben konnten. Dieses Recht auf Asyl sei eine Antwort auf die dunkle Seite unserer Geschichte.
Im Anschluss an die Ausführungen des Juristen übernahm Nicole Gallinat das Mikrofon. Sie ist als Koordinatorin für Flüchtlingsarbeit im Kirchenkreis Egeln beschäftigt. Gallinat wies auf die Ausstellung hin, die für die Gäste im Tiesaal vorbereitet war. Der Kirchenkreis Egeln hatte die Ausstellung von Pro Asyl erworben und vom BBRZ e.V. in eine repräsentative Form bringen lassen. Die 37 Plakate, die die Themen Menschenrechte und Asyl behandeln, können vom Kirchenkreis Egeln geliehen werden. Sie räumen mit Vorurteilen gegenüber Asylbewerbern auf und sensibilisieren für das Themengebiet.
Bei persischer Reissuppe und lebhaften Diskussionen klang die Veranstaltung aus. Die Bedeutung dieser Begegnung betonte Pfarrer Holtz gegen Ende noch mit der eindrucksvollen Aussage: „Es ist der Auftrag des Christentums, die Menschenrechte zu wahren und daran zu arbeiten, dass sie allen Menschen auf dieser Erde gewährt werden.“ (mz)
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