Gegen den Trend - Dorf bekommt wieder eine Grundschule
Rathmannsdorf – Der letzte symbolische Nagel, Norbert Falke hatte seine Probleme damit. Und auch das Schnapsglas, das danach eigentlich zersplittern sollte, blieb heil. Doch der Vorsitzende des Fördervereins des BBRZ aus Aschersleben lächelte den kleinen Fauxpas einfach weg.
Denn bis dahin war ja alles mehr oder weniger glatt gelaufen beim rund 1,3 Millionen Euro teuren Bau der neuen christlichen Grundschule in Rathmannsdorf, die mit dem Richtfest Donnerstag eine weitere wichtige Etappe nahm.
Einweihungsfeier der Schule ist Mitte Juli geplant
Die Genehmigung, zum neuen Schuljahr beginnen zu können, liegt dem BBRZ ja längst vor. Entsprechend glücklich zeigte sich Gymnasiallehrer Falke, der auch Stadtrat in Aschersleben und Kreistagsmitglied ist. Damit werde eine lange gehegte Idee umgesetzt. „Wollen wir hoffen, dass aus diesem zarten Pflänzchen irgendwann mal ein stattlicher Baum wird.“ Er spielte damit auf die ländlich geprägte Region an.
Das BBRZ kümmert sich seit über zweieinhalb Jahrzehnten um die Ausbildung von benachteiligten Jugendlichen. Es betreibt verschiedene Ausbildungsstätten in Aschersleben, Hettstedt, Staßfurt und eben Rathmannsdorf.
Mehr als 110 Mitarbeiter kümmern sich den Angaben zufolge um rund 500 Jugendliche und Erwachsene in verschiedenen Projekten und Programmen, die staatlich gefördert werden. Mit der Eröffnung der Grundschule erschließt sich das BBRZ ein neues Feld. Die Einweihungsfeier soll Mitte Juli sein.
„Das erlebt man nicht allzu oft“, sagt der Ortsbürgermeister
Glücklich zeigte sich beim Richtfest auch Ortsbürgermeister Klaus Magenheimer (Linke), immerhin wird das beschauliche Dorf bei Staßfurt nach Jahrzehnten wieder zu einem Bildungsstandort, wenn auch einem verhältnismäßig kleinen.
„Das erlebt man nicht allzu oft“, sagte er am Rande einer Besichtigung des Hauses, das bislang vom BBRZ als Sozialtrakt ihrer großen Ausbildungsstätte genutzt wurde, das dank eines zusätzlichen Anbaus und einer grundlegenden Sanierung künftig aber Grundschülern einen soliden Rahmen auf zwei Etagen für ihre ersten Schuljahres geben soll.
18 Anmeldungen für die neue erste Klasse liegen vor
18 Anmeldungen für die neue erste Klasse liegen bereits vor, wie die kommissarische Geschäftsführerin Elke Brüggemann sagte. Die Kinder kommen dabei sowohl aus dem Ort als auch aus Aschersleben, Staßfurt, Bernburg, Güsten und Neundorf. Einen vorgegeben Einzugsbereich gibt es gleichwohl nicht.
Obwohl mit der neuen Grundschule eine gewisse Konkurrenzsituation entsteht, begrüßte Staßfurts Oberbürgermeister Sven Wagner (SPD) das Vorhaben. Damit werde die Vielfalt erweitert.
Er betonte, die Stadt unterstütze die Schule, da man sich für gleichwertige Lebensverhältnisse in den Dörfern einsetze. Eine staatliche Förderung gibt es zunächst jedoch nicht. Nach dem Schulgesetz erhalten freie Schulen erst nach drei Jahren einen Zuschuss pro Schulkind. Bis dahin soll die Schule dann auf über 60 Kinder angewachsen sein.
Schulleiterin arbeitete in Wittenberg und Magdeburg
Schulleiterin wird Grit Förster, die bereits Schulen in Wittenberg und Magdeburg leitete. Die 55-Jährige wechselt zum neuen Schuljahr und wird auch die erste Klasse leiten, in der maximal 22 Kinder entsprechend des pädagogischen Konzepts unterrichtet werden sollen.
Schwerpunkt soll neben der Vermittlung von christlichen Werten auch die Ökologie sein. „Das bietet sich in Rathmannsdorf geradezu an.“ Ihr zur Seite gestellt werden soll eine weitere Lehrerin, die auch die Hortbetreuung übernehmen soll, wie Brüggemann informierte.
(Marko Jeschor | mz)
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